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AutorenbildDr. med. Marian Howaldt

Die überaktive Blase, Reizblase

Ein kurzer Überblick über das Krankheitsbild, sowie mögliche Ursachen, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten über eine häufige Krankheit, welche die Lebensqualität von Frauen und Männern stark einschränken kann.


Eine hyperaktive Blase (auch OAB, Overactive Bladder) ist eine Störung der Blasenfunktion, bei der die Blase unkontrolliert und unvorhersehbar kontrahiert, wodurch es zu einem plötzlichen und starken Harndrang kommen kann. Dies kann zu einem häufigeren Harndrang, nächtlichem Wasserlassen (Nykturie) und gelegentlich auch zu unkontrolliertem Harnverlust (Inkontinenz) führen.


Die Prävalenz (Häufigkeit) der hyperaktiven Blase ist hoch und variiert je nach Definition und Studienpopulation. Schätzungen zufolge leiden weltweit etwa 12-20% der Frauen und 7-15% der Männer an einer Reizblase. Die Prävalenz steigt mit zunehmendem Alter und kann bei älteren Menschen bis zu 30% erreichen.


Die hyperaktive Blase kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und sollte daher behandelt werden.


Die genauen Ursachen einer überaktiven Blase sind nicht vollständig geklärt. Mögliche Ursachen können sein:

  • Muskel- und Nervenprobleme: Eine hyperaktive Blase kann durch Schäden an den Muskeln und Nerven im Beckenbereich verursacht werden, die die Blasenfunktion regulieren. Dies kann durch Verletzungen, Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson, oder durch Alterungsprozesse verursacht werden.

  • Hormonelle Veränderungen: Ein hormonelles Ungleichgewicht kann dazu führen, dass sich die Muskeln der Blase unkontrolliert zusammenziehen, was zu einer hyperaktiven Blase führt. Dies ist besonders bei Frauen nach der Menopause häufig.

  • Reizstoffe: Bestimmte Lebensmittel und Getränke wie Alkohol, koffeinhaltige Getränke und scharfe Gewürze können die Blase reizen und zu einer überaktiven Blase führen.

  • Blaseninfektionen: Infektionen der Harnwege können die Blasenfunktion beeinträchtigen und zu einer überaktiven Blase führen.

  • Psychologische Faktoren: Stress und Angst können dazu beitragen, dass sich die Blasenmuskulatur unkontrolliert zusammenzieht.

Es ist wichtig, die Ursache der hyperaktiven Blase zu identifizieren, um eine geeignete Behandlung zu finden. Ein/e Urologe/-in oder Gynäkologe/-in kann bei der Diagnose und Behandlung helfen.


Die Diagnose einer überaktive Blase umfasst in der Regel eine Kombination aus körperlichen Untersuchungen, medizinischen Tests und Bewertungen der Symptome des/der Patienten/-in. Einige der gängigen Diagnosemethoden sind:

  • Anamnese: Der/die Arzt-in wird mit dem/der Patienten/-in über die Symptome sprechen, um herauszufinden, ob diese auf eine hyperaktive Blase hinweisen.

  • Blasentagebuch: Der/die Patient/-in wird aufgefordert, ein Tagebuch über seine Trink- und Blasenaktivität zu führen, um die Häufigkeit und das Volumen des Urinierens sowie die Symptome von Dringlichkeit, Harndrang oder Inkontinenz festzuhalten.

  • Körperliche Untersuchung: Der/die Arzt/-in untersucht den Unterleib des/der Patienten/-in auf Schmerzen oder Empfindlichkeit.

  • Urinanalyse: Eine Urinprobe wird auf Anzeichen von Infektionen oder anderen Auffälligkeiten untersucht.

  • Ultraschall: Um einige Ursachen auszuschließen wird die Blase und ggf. die Nieren per Ultraschall untersucht.

  • Urodynamische Tests: Diese Tests messen den Druck innerhalb der Blase und des Harnröhrenschließmuskels und helfen dabei, festzustellen, ob es Probleme mit der Blasenfunktion gibt.

  • Zystoskopie: Per Kamera wird die Blase untersucht, um eventuelle Anomalien oder andere Probleme zu identifizieren.

Die Wahl der Diagnosemethoden hängt von den individuellen Symptomen ab und wird ebenso individuell festgelegt.


Die Therapie einer überaktive Blase hängt von der Schwere der Symptome ab und kann eine Kombination aus konservativen und medikamentösen Behandlungen umfassen:


  • Blasentraining: Dies beinhaltet die Schulung der Blase, um die Kontrolle über die Blasenfunktion zu verbessern. Hierbei wird der/die Patient/-in dazu ermutigt, das Wasserlassen hinauszuzögern, um die Blasenkapazität zu erhöhen. Ohne ergänzende Therapien ist dies meist kaum möglich.

  • Beckenbodenübungen: Auch als Kegel-Übungen bekannt, helfen diese Übungen bei der Stärkung der Muskeln, die die Blase und Harnröhre unterstützen. Dadurch kann die Kontrolle über die Blasenfunktion verbessert werden.

  • Medikamente: Verschiedene Arten von Medikamenten können bei der Behandlung einer hyperaktiven Blase eingesetzt werden. Dazu gehören Anticholinergika und Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten, die darauf abzielen, die Aktivität der Blase zu hemmen und das Wasserlassen zu kontrollieren.

  • Botulinumtoxin-Injektionen: In einigen Fällen kann die Injektion von Botulinumtoxin in die Blasenmuskulatur die überaktive Blase reduzieren und die Symptome verbessern.

  • Nervenstimulation: Diese Behandlung beinhaltet die elektrische Stimulation der Nerven, die die Blase kontrollieren. Dies kann dazu beitragen, die Blasenfunktion zu regulieren und die Symptome einer überaktiven Blase zu lindern.

  • Urologische Chirurgie: Wenn andere Therapien versagen kann eine Operation erforderlich sein, um Probleme wie Blaseninkontinenz oder Harnverhaltung zu behandeln.

Die Wahl der Therapie hängt von der Schwere der Symptome und der individuellen Situation des Patienten ab und wird individuell entschieden.


Interessante Studien, welche u.a. Grundlage für obigen Artikel waren:


Griffiths, D., & Tadic, S. D. (2008). Bladder control, urgency, and urge incontinence: evidence from functional brain imaging. Neurourology and Urodynamics, 27(6), 466–474. https://doi.org/10.1002/nau.20561

  • Diese Studie untersucht die Rolle des Gehirns bei der Kontrolle der Blasenfunktion und zeigt, wie neurologische Störungen zu einer hyperaktiven Blase führen können.

Elbadawi, A., Yalla, S. V., & Resnick, N. M. (1993). Structural basis of geriatric voiding dysfunction. IV. Bladder outlet obstruction. The Journal of Urology, 150(5 Pt 2), 1667–1678. https://doi.org/10.1016/s0022-5347(17)35654-7

  • Diese Studie untersucht die Rolle von Beckenboden- und Blasenmuskulatur bei der Entstehung einer überaktiven Blase bei älteren Menschen.

Coyne, K. S., Zhou, Z., Bhattacharyya, S. K., Thompson, C., Dhawan, R., Versi, E., & Bavendam, T. (2015). The prevalence of nocturia and its effect on health-related quality of life and sleep in a community sample in the USA. BJU International, 115(3), 410–417. https://doi.org/10.1111/bju.12770

  • Diese Studie untersucht den Zusammenhang zwischen nächtlichem Wasserlassen und hyperaktiver Blase sowie den Einfluss auf die Lebensqualität.

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